Das Swiss Epic ist das wichtigste Rennen in meinem Kalender. Es liegt mir sehr gut, es findet bei mir vor der Haustür statt und ich habe bei diesem Rennen die letzten Jahre sehr viel erlebt. Mit Simon Vitzthum und für das Team Engadin La Punt soll es nun endlich klappen, ganz Grosses zu erreichen. Es ist ein Traum von mir, eine Swiss Epic Etappe zu gewinnen, mal das gelbe Leadertrikot zu tragen und das Rennen auf dem Podest zu beenden. Dieser Traum war der Grund, wieso ich mich im letzten Herbst dafür entschieden habe, weiter zu machen und den Hürden und Schwierigkeiten zu trotzen. Um diese Träume zu erfüllen, habe ich die letzten Monate alles gegeben, oftmals gezweifelt aber immer weiter gemacht.
Mit einer fast perfekten Etappe haben wir dieses Swiss Epic eröffnet. Wir sind offensiv gefahren, haben uns den Heimvorteil zunutze gemacht und alles in die Waagschale gelegt. Wenige Kilometer vor dem Ziel zeichnete sich ein Sprint gegen die Samparisi Brüder ab. Simon attackierte ein paar Kilometer vor dem Ziel und fuhr weg. Es lal also an mir, den Sprint gegen die beiden Italiener zu gewinnen.
Ich steche an erster Position in die letzte Kurve, versuche die Innenseite zu zumachen. Einer der beiden Samparisis versucht mich innen zu überholen, wo aber gar kein Platz ist. Um überhaupt die Kurve zu kriegen, schiesst er mich ab und drückt sogar noch seinen Ellenbogen raus, um sich und seinem Bruder Platz zu machen. Ich muss ausweichen, um nicht zu stürzen, der Sprint ist verloren, der Traum geplatzt.
Es ging so schnell und es war schwierig zu sagen, ob das Manöver in Ordung war. Ich wollte mich daher nicht allzu stark äussern, ohne die Situation nochmals gesehen zu haben. Für mich war aber eigentlich klar, dass dieses Verhalten über der Grauzone war und mehr als ein "Rennunfall". Ich würde mich in einem Sprint nicht so verhalten.
Stunden später, als wir uns bereits mit dem zweiten Platz abgefunden haben, erreicht mich ein Telefon der UCI Rennleiterin. Es sein ein Video aufgetaucht, in dem das Vergehen sichtbar wäre. Die Kommissäre seien sich einig, dass dies sanktioniert werden muss, sie wollen aber noch mit den Direktbeteiligten sprechen. Also fuhren wir nochmals nach La Punt, um den Verantworlichen die Situation zu schildern. Als ich das Video zum ersten Mal sah, war die Situation für mich noch klarer.
Umso überraschender war dann das Urteil. Das andere Team wurde für den Vorfall der laut Aussagen des Kommisärs "gefährlich war und eine Verletzung hätte hervor führen können" nur mit einer verbalen Verwarnung bestraft. Meiner Meinung nach gibt die UCI damit zu verstehen, dass solch eine Aktion zwar nicht korrekt ist, aber einmal pro Rennen geduldet wird - wie zum Beispiel ein taktisches Foul im Fussball, dass mit einer gelben Karte bestraft wird. Man stelle sich vor, jedes der über 40 UCI Teams würde ein Mal pro Rennen eine vergleichbare Aktion bieten und jeweils nur verbal verwarnt werden. Ich weiss, es ändert nichts an unserer Situation. Aber ist das die Richtung, in die unser Sport gehen soll?
Auf der zweiten Etappe verlieren wir im Anstieg zum Scalettapass ein wenig Zeit. Zudem hatte ich ein kleines Problem mit meiner Hinterbremse, was uns auch in der Abfahrt noch ein paar Sekunden einschenkte. Wir konnten den Schaden aber in Grenzen halten und uns immer noch in einer guten Ausgangslage für die übrigen Etappen halten.
Auf der dritten Etappe waren wir wieder eines der stärksten Teams in den Anstiegen. Leider stürzte ich etwa bei Rennhälfte und holte mir eine Schnittwunde am Ellenbogen. Wir verbrachten über 5 Minuten am Streckenrand, um die Blutung zu stoppen und die Wunde zu versorgen. Im Ziel verloren wir dank einer beherzten Aufholjagd lediglich bisschen über 6 Minuten auf die Sieger.
Was am 4. Tag mit einem leichten Schnupfen am Morgen anfing, hat sich mit einem positiven Coronatest nach der Etappe bestätigt. Dementsprechend verloren wir bereits zu Beginn des ersten Anstiegs den Anschluss und es war für mich ein Durchbeissen und Durchkämpfen im Spüren, dass etwas nicht wirklich stimmt.
Ich bin sehr enttäuscht und frustriert über dieses Ende einer Woche, die so vielversprechend angefangen hat. Im nachhinein schmerzt die verlorene erste Etappe und vor allem die Art und
Weise nochmals besonders. Ich hätte mir da bereits zwei meiner drei grossen Träume erfüllen können...
Mit unserer beherzten Aufholjagd vom dritten Tag haben wir uns immer noch einen Spalt der Türe aufs Podest im Gesamtklassement offengelassen und hätten mit zwei guten Etappen den Sprung aufs
Podest realisieren können. Aber die Geschichte ist nun eben eine andere, eine ohne Happy End.
Ich starte zusammen mit Konny Looser beim 7-tägigen Bike Transalp. Von Ehrwald in Österreich überqueren wir die Alpen bis zum Gardasee. 7 anspruchsvollen Etappen und mit Sicherheit ein grosses Abenteuer warten auf uns. Mit was wir diese Woche sportlich so rechnen dürfen, werden wir nach der ersten Etappe genauer wissen. Für mich ist es die erste Transalp, für Konny die letzte - er wird nächsten Samstag nach der letzten Etappe seine Karriere beenden. Umso spezieller wird die Woche für uns als Team ENGADIN LA PUNT werden. La Punt ist unser Patronat-Sponsor für die Bike Transalp.
1. Etappe
Auf der heutigen ersten Etappe konnten wir uns den 4. Platz sichern. Während die Sieger Canyon Sidi mit über 10 Minuten in einer eigenen Liga unterwegs sind und auch die Zweitplatzierten heute
nicht in unserer Reichweite lagen, kämpften wir mit 4 anderen Teams um den dritten Podestplatz. Am Marienbergjoch müssen wir zwei Teams etwas ziehen lassen, können aber eines davon kurz vor dem
Ziel in der schnellen Zielanfahrt nochmals einholen. Die Abstände um uns herum sind aber noch sehr klein und es kann noch viel passieren diese Woche.
Etwas enttäuscht bin ich von der ungenügenden Streckensicherung. Unzählige Male kamen uns Wanderer und Biker an sehr gefährlichen Stellen in die Quere und Streckenposten verpassten, den richtigen
Weg anzuzeigen. Konny und ich sind zum Glück "schlau genug", um nicht alles zu riskieren. Ich hoffe trotzdem, dass das in den kommenden Tagen etwas besser ist.
2. Etappe
Die heutige Etappe hatte einen speziellen Renncharakter. Eine grosse Gruppe mit ca. 10 bis 12 Teams blieb bis zum letzten Anstieg zusammen. Die Strecke war bis Martina zu wenig selektiv, um
grössere Abstände zu kreieren. Dementsprechend war es zwischendurch auch immer wieder relativ entspannt. Am letzten Anstieg hatte Konny etwas mehr Mühe und so wurden wir heute 5. Die letzte
Abfahrt nach Nauders machte richtig viel Spass, endlich gab es mal einen anspruchsvollen Singletrail anstatt schnelle Schotterabfahrten. Im Gesamtklassement sind wir nun ebenfalls auf dem 5.
Rang, jedoch nur 90 Sekunden hinter dem Podest.
Morgen steht eine kürzere Etappe mit rund 50 Kilometer und mehr Singletrails an - wir sind gespannt!
3. Etappe
Heute haben wir es aufs Podest geschafft! Das Tempo war heute von Beginn an schnell und wir mussten die ersten beiden Teams am ersten Anstieg ziehen lassen. Zusammen mit Humanpower (Claes & Pliem) konntent wir uns in der ersten Singletrailabfahrt von den beiden südamerikanischen Teams absetzen. Am zweiten langen Anstieg mussten wir Claes und Pliem dann ziehen lassen und hatten rund eine Minute Rückstand vor der letzten technisch anspruchsvollen Abfahrt. Mit unseren Fullys konnten wir diese Minute zufahren und uns so nochmals in den Kampf um Platz 3 bringen. Im Sprint liessen wir dann nichts mehr anbrennen und brachten unseren ersten Podestplatz ins Trockene. Im Gesamtklassement konnten wir uns auf den 4. Rang vorarbeiten, in bester Lauerstellung ums Podium also.
4. Etappe
Tag 4 führte uns durchs wunderschöne Val Mora vom Reschensee nach Bormio. Wir konnten bis Müstair mit der Spitzengruppe mitfahren, bevor Konny im Aufstieg zum Val Mora etwas einbrach und wir die Spitze ziehen lassen mussten. Ich versuchte ihn so gut es ging zu unterstützen und so wurde die lange Abfahrt durchs Val Mora und das Flachstück an den beiden Seen Lago di San Giacomo und Lago di Cancano mit Gegenwind für uns ziemlich schnell und hart. Den 4. Rang konnten wir aber gut verteidigen und haben nun rund 12 Minuten Vorsprung auf die 5. im Gesamtklassement.
5. Etappe
Die heutige Königsetappe hatte es in sich. Nicht nur die Temperaturen über 30 Grad machten das Rennen hart. Bereits am Gaviapass konnten sich die Leader von Canyon Sidi mit einer Attacke vom Rest der Spitzengruppe absetzen. Zusammen mit 5 anderen Teams erreichten wir die Passhöhe, wo es zu einem Massensprint um die Traileinfahrt kam. Konny und ich fuhren hinter den beiden guten Techniker von Singer in die extrem anspruchsvolle Abfahrt. Sofort ging die Lücke gegen hinten auf und wir konnten uns mit Singer absetzen. Wir mussten zwar immer wieder mal kurz laufen aber kamen ganz gut voran. Erstaunlicherweise konnten wir Canyon Sidi, die am Pass rund 3 Minuten Vorsprung hatten, nochmals einholen und sogar distanzieren. Am zweiten Anstieg wurde es Konny dann aber zu schnell und wir mussten Singer und Canyon fahren lassen. Die zweite Hälfte des Rennens führte mehrheitlich bergab und war dementsprechend schnell. Von hinten kam das Team Humanpower nochmals heran und so wurde das Finale für uns nochmals sehr schnell. Die paar kleinen Gegensteigungen taten in der Hitze an sich schon ziemlich weh. Dazu kamen die Attacken von Pliem und Claes, denen wir aber immer folgen konnten. Als Pliem am allerletzten Anstieg ein kleines Loch zu seinem Partner Claes aufgehen liess, attackierten Konny und ich über die Kuppe des Anstiegs und konnten uns entscheidend absetzen und den Vorsprung ins Ziel bringen. So konnten wir uns heute nochmals den 3. Platz sichern. Mit 9 Minuten Rückstand im Gesamtklassement dürfte es aus eigener Kraft schwierig werden, im Gesamtklassement noch einen Rang gut zu machen - aber wer weiss was noch passiert.
6. Etappe
Das es für Konny heute ein schwieriger Tag werden wird, zeichnete sich bereits am ersten Anstieg ab. Sehr früh mussten wir heute einige Teams ziehen lassen, darunter auch welche, die wir die
letzten Tage jeweils hinter uns lassen konnten. Ich versuchte Konny so gut es geht zu unterstützen und in den Abfahrten konnten wir jeweils etwas Zeit auf die anderen Teams gut machen - die wir
dann in den Anstiegen aber wieder verloren haben. In einem längeren Trail konnten wir unsere Verfolger distanzieren und als ich merkte, dass ich gegen hinten ein kleines Loch habe, nahm ich ein
bisschen Tempo raus und kurze Zeit später fuhr ich mir am Hinterrad einen Platten ein. Wir konnten die beiden Löcher im Reifen schnell pluggen und das Rad in der nächsten Zone wechseln, verloren
aber dennoch etwas Zeit. In den letzten paar Anstiegen musste Konny nochmals alles aus sich rausholen, damit wir unsere Position halten konnten und so wurden wir heute 6.
Morgen steht die letzte Etappe und für Konny sein letztes Rennen überhaupt an. Im Gesamtklassement sind wir nach wie vor komfortabel auf dem 4. Rang und sollten diesen auch ins Ziel nach Arco
bringen. Ob auch im Etappenklassement noch etwas möglich ist, wird sich zeigen.
7. Etappe
Was war das nochmal für ein Tag!? Konny und ich attackierten heute direkt am Start. Und auch wenn wir nie mehr als ca. 30 Sekunden Vorsprung hatten fühlte sich Konny heute nochmals besser. Das
Wissen, dass das Leiden bald ein Ende haben wird hat ihm sicherlich geholfen, um heute nochmals alles rauszuholen. Lange fuhren wir mit Humanpower auf Rang 4 und 5, bevor wir sie am letzten Berg
entscheidend abhängen konnten. Leider war der Abstand aufs Podest etwas zu gross um nochmals heranzukommen. Und so erreichten wir das Ziel als 4. und wurden wie erwartet auch im Gesamtklassement
4. Mit viel Herz und Charakter hat sich Konny heute nochmals gequält und sich damit einen würdigen Abschluss seiner grossartigen Karriere ermöglicht. Dass ich auf seinen letzten Rennkilometern
dabei sein durfte, ist mir eine grosse Ehre.
Eine unglaubliche Woche geht zu Ende. Wir konnten uns zwei Mal mit einem Podestplatz belohnen, kamen unfallfrei durch die 7 Etappen und hatten vor allem eine unvergessliche Zeit zusammen aber
auch zusammen mit unseren Eltern, die uns die ganze Woche begleitet und unterstützt haben.
"Lieber vorne sterben als hinten nichts erben" war mein Motto beim UCI Weltcup in Megève mit 100 KM und rund 4500 HM. Und kleiner Spoiler: der Schuss ging hinten raus. Ich konnte den ersten
Anstieg ziemlich gut mit der Spitzengruppe mithalten, verlor dann aber in der ersten Abfahrt bereits etwas zu viel Zeit. Folglich musste ich in den nächsten Anstiegen noch etwas schneller fahren,
um den Kontakt zur Gruppe vor mir wiederherzustellen. Bereits nach 50 der 100 Kilometer musste ich einsehen, dass ich meine Energie viel zu früh verschossen habe und die zweite Rennhälfte zur
absoluten Tortur wird. Bei der ersten Zielpassage bei Kilometer 70 hätte ich am liebsten aufgegeben - doch irgendwie liess mein Kopf das nicht zu. Inzwischen war es mir auch recht egal, auf
welchem Rang ich liege und wieviel Zeit ich verliere, ich versuchte die letzten 30 Kilometer mit knapp 1500 Höhenmeter irgendwie zu überstehen.
Der Höllenritt endet auf dem 26. Rang und zufrieden bin ich einzig damit, das Rennen beendet zu haben. Ich habe eine gute Chance, ein Top-Ergebnis bei einem Weltcup einzufahren etwas zu
leichtsinnig vergeben und mich komplett verpokert. Wenigstens musste ich den Preis dafür auf den letzten 3 Stunden selbst bezahlen - und es tat ziemlich weh.
Doch es sind auch diese Rennen, die mich irgendwie weiter bringen, denn eins habe ich gelernt: nur weil man mit den Weltbesten mitfahren kann heisst das nicht, dass es eine gute Idee
ist, das zu tun...
Der Hero Dolomites gehört zu den härtesten Bike Marathon Rennen überhaupt. Mit 4500 Höhenmetern auf 86 Kilometer sind die Anstiege nicht nur lang sondern auch extrem steil. Die Besetzung in
diesem Jahr gleicht einem Weltcup und mit den unsicheren Wetterverhältnissen ist alles angerichtet, für ein episches und mystisches Rennen.
Mein Plan war es, an den Anstiegen ein konstantes Tempo zu fahren und mich am ersten Berg nicht vom Tempo meiner Mitstreiter zum Überpacen verleiten zu lassen. Mein Vorhaben gelingt mir an den
ersten zwei Anstiegen ganz gut und ich finde mich vor dem härtesten Anstieg des Tages in einer grösseren Gruppe wieder. Im steilsten Stück des 10 KM langen dritten Anstiegs, welches über 2.5
Kilometern eine durchschnittliche Steigung von 20% und Rampen von über 30% hat, kann ich mich von meinen Mitstreitern absetzen. Der extrem dichte Nebel in der darauffolgenden Abfahrt hemmt mich
etwas und ich verliere einen Teil meines zuvor erarbeiteten Vorsprungs. Kurz nach der vorletzten Verpflegungszone verliere ich in einer schnellen Abfahrt noch meine Flasch und muss kurz anhalten
und zurücklaufen, um die Flasche wieder einzusammeln. Die nächsten rund 50 Minuten ohne Verpflegung zurück zulegen, hätte wohl eine energetische Katastrophe gegeben. An den letzten zwei Anstiegen
und auf dem Schlussstück ins Ziel lasse ich meine allerletzten Körner liegen und kann die konstante Leistung bis zum Ende aufrechterhalten. Mit dem 14. Rang und als zweitbester Schweizer bin ich
auf jeden Fall zufrieden, vor allem aber, weil mein Plan sehr gut aufging und ich hintenraus nicht komplett eingegangen bin.
Der Raid Evolenard gehört zu den Schweizer Marathon Klassiker. Für mich ist es die erste Teilnahme bei dem wunderschönen Rennen im Wallis.
Das Einrollen am ersten Anstieg der 62 Kilometer und 2600 Höhenmeter war ziemlich bald mal zu Ende, als Ex-Weltmeister Seewald sein Tempodiktat aufsetzte. Nur Martin Fanger und ich konnten dem
Deutschen folgen - immerhin für ein paar Minuten. Doch dann musste ich und wenig später auch Fanger den Europameister von 2021 (auf dieser Strecke) ziehen lassen, der das Rennen auf eine
eindrücklich Art und Weise gewinnt. Fortan fuhr ich mit Fanger den Rest des ersten Anstiegs hoch, ca. 40 Sekunden vor Andrin Beeli und Urs Huber. Ich verlor zwar in der Abfahrt ein bisschen Zeit
auf Fanger, konnte mich ihm dann im nächsten Anstieg aber wieder nähern und auch den Vorsprung auf Huber und Beeli leicht ausbauen. Ich riskierte in der darauffolgenden Abfahrt nicht zu viel,
sodass Beeli und Huber genau am Ende der Abfahrt auf mich auffuhren und ich das Flachstück nicht alleine absolvieren musste. Mit rund 40 Sekunden Rückstand auf Fanger (Rang 2) fuhren wir auf Rang
3 bis 5 liegend in den dritten langen Anstieg, wo die Vorentscheidung fiel. In den ersten steilen Rampen musste Huber abreissen lassen und Andrin und ich konnten das Loch zu Fanger schliessen.
Etwas später, als es wieder steil wurde forcierte ich das Tempo in der Annahme, auch Fanger loszuwerden, der da keinen allzu guten Eindruck machte. Stattdessen musste aber Andrin abreissen lassen
und ich konnte mich mit Fanger absetzen. Bis zum Ende des vierten und letzten Anstiegs konnten wir auf Huber und Beeli über 3 Minuten rausfahren. Nur Fanger konnte ich nicht loswerden und liess
dem sehr starken Techniker auch den Vortritt in die Schlussabfahrt im Wissen, dass er sowieso bald versuchen würde, an mir vorbeizufahren. Ich kann sein Hinterrad zwar noch für einige Zeit
halten, muss ihn dann aber endgültig ziehen lassen, um keinen Sturz oder Defekt zu riskieren. Doch nach den anspruchsvollen Passagen passiert es dann trotzdem: mir rutscht das Vorderrad weg und
ich stürze mit Schulter und Kopf auf den harten Wiesenweg. Etwas benommen sammle ich meine Sachen ein. Es dauert zwar noch ein Moment, bis ich wieder richtig bei mir bin doch den Rest der
Abfahrt komme ich sicher hinunter und kann den dritten Rang ohne Mühe verteidigen. Später sah ich, dass ich trotz Sturz nur ein Paar Sekunden auf meine Verfolger verlor.
Dieser 3. Rang tut unendlich gut! Endlich wurde ich für meine offensive Fahrweise belohnt, ich habe die richtigen Entscheidungen getroffen und meine Energie geschickt eingeteilt. Vor allem bin
ich aber mit meiner Performance in den Abfahrten zufrieden, da dies in der Vergangenheit doch eher eine Schwäche von mir war.
In Vallorbe stand der Jura Bike Marathon an. Nach meinem letztjährigen Einbruch nach Rennhälfte hatte ich mit diesem Rennen noch eine Rechnung offen. Nach dem Sieg beim Bergklassiker Silenen-Bristen letzte Woche habe ich auf jeden Fall eine gute Portion Selbstvertrauen getankt.
Nach der schnellen Startphase war ich der Einzige, der das hohe Tempodiktat von Martin Fanger mitgehen konnte. Zu zweit erreichten wir den ersten Berg mit rund 20 Sekunden Vorsprung auf die
Verfolger Balmer und Stiebjahn. Diese kamen aber in der Abfahrt wieder heran und Fanger und ich mussten die beiden hervorragenden Techniker ziehen lassen. Nach den Regenfällen der vergangenen
Tage waren die Abfahrte zum Teil sehr rutschig und schwierig, sodass es keinen Sinn machte, die Hinterräder der beiden zu halten. Balmer als ehemaliger Crosscountry Weltmeister der Junioren und
Stiebjahn als aktuell 2. der Weltrangliste gehören zu den besten Abfahrern der Welt - es ist für mich daher ok, bei solch schwierigen Bedingungen noch etwas Zeit auf die beiden zu verlieren.
Gemeinsam mit Fanger fahre ich auf Rang 3 & 4 mit knapp 1 Minute Rückstand auf die beiden Führenden. Als wir am Aufstieg zum Dent du Vaulion nicht mehr weit hinter den Zweien liegen, leckt
Fanger Blut und versucht es mit einer Tempoerhöhung, die Lücke zu schliessen. Ich muss ihn irgendwann ziehen lassen und sehe zudem, wie von hinten Vorjahressieger Jakob Hartmann angerauscht
kommt. In der Laufpassage am Ende des Anstiegs muss ich auch ihn ziehen lassen und fahre fortan auf Rang 5. Daran ändert sich bis im Ziel auch nichts mehr, wo ich knapp 6 Minuten hinter dem
Sieger Balmer und rund 2.5 Minuten hinter dem Podest liege.
Ich bin mit meiner Leistung und dem Ergebnis sehr zufrieden und es geht definitiv in die richtige Richtung.
Es war wieder so weit: ich bin in Riva del Garda in die Rennsaison 2024 gestartet. Nach der langen Saison 2023, dem anschliessenden 4-wöchigen Zivildienst und einer mental schwierigen Phase,
während der für mich nicht immer klar war, dass ich weiter Rennen fahren will, klar, dass ich die Saison etwas später starten werde.
Mit 82 Kilometern, 3500 Höhenmetern und einem Starterfeld, dass dem eines Weltcups ähnlich kommt ging ich zuversichtlich und mit einem guten Gefühl aus der Vorbereitung an den Start. Trotzdem ist
das erste Rennen auch immer das erste Kräftemessen mit der Konkurrenz.
Nach dem rund 40 minütigen Startanstieg war ich in der zweiten grossen Gruppe und lag ca. auf Rang 20 nur ein paar Sekunden hinter der Spitze. Es folgte ein Anstieg mit sehr steilen Rampen. Ich
fühlte mich richtig stark und so konnte ich mich zusammen mit Diego Rosa vom Rest der Gruppe absetzen und nach Rennhälfte sogar den Anschluss zur Spitze nochmals herstellen. Zwischenzeitlich lag
ich auf Rang 7. Doch gegen Ende des Rennens ging mir etwas die Kraft aus. Bei solch einer Leistungsdichte äusserst sich das sofort im Verlust von ein paar Ränge. So klassiere ich mich am Ende auf
dem 15. Rang mit knapp unter 10 Minuten Rückstand.
Die Enttäuschung ist schnell verdaut und ich bin erfreut über die gute Form und den nochmaligen Leistungssprung im Vergleich zum Vorjahr. Ich bin gespannt, was dieses Jahr noch so möglich
sein wird.