2016


25.September, Ironbike Einsiedeln

Ein Rennen zum abhaken

s war wieder Zeit für Einsiedeln, das Rennen, an dem ich letztes Jahr einen Hungerast einfuhr. Demnach hatte ich noch eine Rechnung offen mit dieser Strecke. Wir sind das erste Mal als ganze Familie an ein Rennen angereist und haben in einem Hotel direkt beim Start übernachtet. Die Vorbereitung auf das Rennen war demnach sehr gut.

Die ersten 10km gingen immer leicht bergab und ich hatte genügend Zeit, um mich nach vorne zu schaffen. Ich hatte sehr gute Beine und konnte ein hohes Tempo fahren, ja fast über meinem Niveau. Im Aufstieg vor Euthal war ich sogar als erster meiner Kategorie mit einigen Sekunden Vorsprung unterwegs. In der Abfahrt stürzte ich aber unglücklich und musste den bis dahin Zweitplatzierten vorbeiziehen lassen. Ich gab mich aber noch nicht geschlagen und fühlte mich bis zur Rennhälfte im Stand, einen Podestplatz nachhause zu bringen. Doch diese Euphorie hielt nicht lange an: nach gut 2 Stunden kam die Wand, aber sowas von!

Ich spürte, wie ich von Minute zu Minute langsamer wurde, bis mir immer wieder Schwarz wurde und ich irgendwie den Berg hinauf kurvte. Selbst der Booster brachte zu diesem Zeitpunkt nichts mehr. Bei der dritten Verpflegung musste ich vorerst aus dem Rennen gehen. Ich legte mich etwa 10 Minuten ins Gras und trank eine Cola nach der anderen. Die Kräfte kamen langsam zurück und ich dachte, dass ich wenigstens noch die 8km bis zu meiner Familie in Unteriberg fahren möchte. Auf dem Weg überlegte ich lange hin und her und entschied mich dann dafür, dass Rennen irgendwie zu Ende zu bringen. Also kämpfte ich mich den letzten Aufstieg hinauf und dachte mir einige Male, wie schön es doch wäre, hier einmal mit guten Beinen und Reserve-Kräften hoch zu fahren, doch darauf muss ich wohl noch warten.

Ich habe auch den letzten Verpflegungsposten ausgiebig genutzt und mich dann - langsam wieder bei Kräften -  auf die letzte Abfahrt gemacht. Am Schluss konnte ich wenigstens noch den Schlusssprint in einer 6er Gruppe gewinnen. Doch zufrieden mit dem Saisonabschluss bin ich ganz und gar nicht.


27.August, Nationalpark Bikemarathon

Höhen und Tiefen am Heimrennen

Wie jedes Jahr Ende August, fand am Samstag 27.August der Nationalpark Bikemarathon statt. Ich entschied mich dieses Jahr für die 66km lange Livignasco Strecke mit dem berüchtigten Chaschauna-Pass. Nicolà und ich fuhren also zusammen mit Lorena am Morgen früh nach Livigno, um uns der Herausforderung zu stellen. Als "Vorjahres-Ausreisser" gehörte Nicolà zu den Favoriten.

Direkt nach dem Start war das Tempo noch sehr angenehm und so waren wir anfangs eine sehr grosse Gruppe. Schon bald aber sorgte Nicolà für das Tempo und eine Gruppe von ca. 10 Fahrern setzte sich kurz vor dem Einstieg in den Chaschauna-Pass vom Feld ab. Mit dabei waren unter anderem der Routinier Claudio und Bergspezialist Marino, für mich also vorwiegend bekannte Fahrer. Ich hängte mich schnell an das Hinterrad von Nicolà und Claudio. Einige Meter unter dem Rifugio Chaschauna musste ich aber 4 Fahrer abreissen lassen und mein Bike stossen. Die aufkommende Hitze und das hohe Tempo im sehr steilen Aufstieg haben mir doch einige Schwierigkeiten bereitet.  Ich kam als 5. auf dem Pass an und musste alleine die im oberen Teil nicht ganz einfache Abfahrt in Angriff nehmen. Mein sehr hohes Risiko, um wieder auf die anderen aufzufahren wurde bestraft und ich stürzte. Der Sturz war ein mentaler Dämpfer und so musste ich ein wenig Tempo rausnehmen in der Abfahrt. Der 6.Fahrer hatte mich ein- und sogar überholt, ich konnte mich aber an sein Hinterrad hängen und schon bald fuhren wir zu zweit an Marino vorbei, der damit beschäftigt war, einen Platten zu flicken. In S-chanf war ich also auf dem 4.Rang, zusammen mit dem 5.Rangierten und mit 2 Minuten Rückstand auf die Spitze. Kurz nach S-chanf konnten wir den 3.Platzierten einholen und ab dort zu dritt zusammenarbeiten. Jeder hat seine Führungsarbeit gemacht und so fuhren wir mit einem horrenden Tempo durch das Unterengadin bis nach Lavin. Ich fühlte mich noch sehr gut und habe sofort das Tempo-Diktat übernommen. Bis Guarda waren beide noch dran und ich entschied mich, im Dorf vor der Abfahrt einen Angriff zu wagen. Der Angriff war gelungen und ich konnte die beiden anderen vorerst nicht mehr ausmachen. Ich war nun also Dritter und kurz vor Bos-cha sah ich, dass Claudio nicht mehr mit Nicolà zusammen fuhr und der Abstand zwischen mir und ihm immer kleiner wurde. Ich setzte also alles daran ihn einzuholen, doch auch der zur Zeit 4.Platzierte hatte dieses Vorhaben, und so waren wir im Aufstieg bei Ardez für kurze Zeit eine 3-Mann-Verfolgergruppe bevor Claudio abreissen lassen musste. Aber auch ich konnte die Lücke, welcher der nun 2.Platzierte aufmachen konnte, nicht mehr zufahren. Ich wusste, dass ich ihn in der Abfahrt kaum einholen würde und entschied mich dafür, den 3.Rang ins Ziel fahren zu wollen und keinen Sturz in der Abfahrt von Ftan nach Scuol zu riskieren. Mein Vorhaben gelang mir und so konnte ich als Dritter Overall und als Zweiter in meiner Kategorie ins Ziel fahren, nur mein Cousin Nicolà hat mich bei den Herren Fun 1 geschlagen.

Endlich hatten wir unser Ziel, einmal zusammen auf dem Podium zu stehen, erreicht und ich bin überglücklich mit dem Ergebnis an meinem Heimrennen, vorallem weil ich zwischenzeitlich nicht mehr an ein Podestplatz geglaubt habe.


16. August, Engadiner Bikecup

Kleine Rennen - Grosse Wirkung

Der Engadiner Bikecup wurde auch dieses Jahr im Juli und August jeweils an den Dienstagabenden ausgetragen. Mein diesjähriges Ziel: alle Rennen fahren und in der Entscheidung um den Gesamtsieg ein Wörtchen mit reden.

Das erste Rennen, der Prolog von Pontresina zum Hotel Roseggletscher,  fand am 5.Juli und somit sehr bald nach dem Bikegiro statt. Ohne Ziel ging ich an den Start und konnte das Rennen mit einer Zeit von 17.13 auf dem dritten Rang beenden. Der Auftakt war also gelungen.  Eine Woche später war das erste Bergrennen auf die Alp Muntatsch. Bei sehr regnerischem Wetter (wie an allen Bergrennen dieses Jahr) waren nicht sehr viele Fahrer am Start. Dennoch war das Feld mit starken Langläufern besetzt und ich sah die Chance nicht schlecht, endlich mal unter 20 Minuten auf die Alp zu kommen. Ich verfehlte mein Ziel lediglich um 6 Sekunden und kam als Zweiter in der Kategorie der Männer auf der Alp Muntatsch an. Jedoch war noch ein talentierter Langläufer vor mir, der in der Kids Kategorie startete.

Das erste Cross Country Rennen fand am 19.Juli am Stazersee statt. Ich fühlte mich nicht sehr gut zu diesem Zeitpunkt, hatte kleinere gesundheitliche Probleme, aber entschied mich dafür, trotzdem zu starten. Ein Fehlentscheid, wie ich bereits sehr früh feststellen musste. Nach der 2.Runde war Schluss und ich musste zum ersten Mal in meiner Karriere ein Rennen aufgeben: Es war zu diesem Zeitpunkt aber die einzige richtige Entscheidung. Ich war also als 15. rangiert und habe die Gesantwertung eigentlich schon abgeschrieben, doch wir werden sehen. Die folgende Woche war ich 6 Tage in Stockholm und habe gar nicht trainiert. Pünktlich auf das zweite Bergrennen von Surlej nach Alpetta war ich aber wieder im regnerischen Engadin und so startete ich natürlich. Mit dem 6.Rang war ich den Umständen entsprechend zufrieden, obwohl ich mir ein bisschen mehr erhofft hatte.

Eine Woche später fand das Rennen am Lej Nair statt. Das Feld war sehr stark besetzt und ich hatte am Start einige Schwierigkeiten und war weit hinten platziert, dadurch musste ich mich zuerst nach vorne arbeiten. Am Ende war es erneut der sechste Rang, diesmal war ich aber nicht zufrieden mit dem Resultat. Die Strecke würde mir eigentlich entgegen kommen, aber ich konnte meine Leistung nicht abrufen. Eine Woche später sah das wieder ganz anders aus. Am Bergrennen von Celerina nach Marguns waren erneut nicht sehr viele Teilnehmer. Es wurde sehr gemütlich gestartet und die Entscheidung fiel bereits am Fernsehturm, als ich Marino Zanetti definitiv ziehen lassen musste. Am Schluss war es also der 2.Rang mit 53 Sekunden Rückstand und die Ausgangslage für das letzte Rennen war enorm spannend, nur wusste ich das gar nicht. Für den Gesamtsieg brauchte ich einen Sieg und Claudio Tschenett durfte maximal 4.werden. Eine fast unlösbare Aufgabe, zumal Claudio gut in Form war und nicht viele Fahrer dabei waren, die ihn schlagen konnten. Bruno machte sein Comeback und drückte von Anfang an ordentlich aufs Tempo, musste aber nach 2 Runden abhängen lassen und fuhr zusammen mit Claudio. Nicolà und ich lieferten uns einen harten Kampf und erst in der letzten Runde ist es mir gelungen , ihn zu distanzieren. So holte ich mir meinen ersten Bikecup Sieg. Claudio wurde vierter und so konnte ich mir den Gesamtsieg sichern.

 

Der Engadiner Bikecup bedeutet mir sehr viel und es macht mir immer grossen Spass, mit den Jungs um die Wette zu fahren. Wir verstehen uns super und kämpfen mit viel Leidenschaft und diese Rennen bieten ein optimales Training. Mein Ziel, mal den Gesamtsieg zu holen, habe ich in diesem Jahr erreichen können. Ich werde auch in Zukunft an den Rennen teilnehmen, denn die Wirkung dieser schnellen Einheiten ist deutlich spürbar.



14.August, Eigerbike Challange Grindelwald

Das warten auf die "Eiger-Wand"

Mit dem Sieg in der Junioren Kategorie im vergangenen Jahr hatte ich sehr gute Erinnerungen an das Rennen im Berner Oberland, doch die Vorbereitung war alles andere als optimal: beim Kellertreppen laufen habe ich mir einige Tage zuvor den Fuss dermassen stark verdreht, dass ich nicht mehr an einen Start geglaubt hatte. Dennoch entschieden wir uns, nach Grindelwald zu reisen und es zu versuchen, denn die Schmerzen nahmen sehr schnell ab. Nach dem alljährlichen Pasta Essen im Hotel Eiger ging es dann früh ins Bett, um nochmals Energie zu tanken.

Beim Einfahren hatte ich nicht ein besonders gutes Gefühl aber immerhin schmerzte der Fuss nicht mehr. Es folgte der Startschuss und ich hatte bis ins Dorf ein wenig Probleme einen guten Rhythmus zu finden. Danach fand ich mich in einer Gruppe - zusammen mit meinem Cousin Nicolà - ein und sorgte für das Tempo in dieser Gruppe. Ich merkte, dass ich noch Kapazitäten hatte und habe versucht auf die nächsten Fahrer aufzuschliessen, was mir auch gelang und so konnte ich zu dem die Gruppe ein wenig distanzieren. Erst im Aufstieg zum First wurde ich von einem Fahrer aus dieser Gruppe eingeholt, musste ihn aber in der schwierigen Abfahrt ziehen lassen. Ich war zu diesem Zeitpunkt sehr gut unterwegs und rechnete damit, dass irgendwann ein Tief kommen wird, doch es kam einfach nicht. So fuhr ich weiterhin mein Tempo und konnte den Fahrer, den ich am First ziehenlassen musste, im sehr steilen Aufstieg zum Bort wieder ein- und überholen. Nun wollte ich einfach gut ins Ziel kommen und in der letzten Abfahrt ohne Defekt oder Sturz durchkommen. Erst im Ziel realisierte ich, dass ich auf das Podest gefahren bin und mit einer Zeit von 3:03.28,4 über 10 Minuten schneller war als letztes Jahr. Natürlich war ich mehr als zufrieden und die Eigerbike Challange ist definitiv zu meinem Lieblingsennen geworden.