Eigentlich würde ich das Swiss Epic mit Andrin Beeli fahren, mit dem ich bereits beim Andalucia Bike Race und am Cape Epic gefahren bin. Als 1. und 2. des Engadin Bike Giros haben wir uns auch berechtigte Hoffnungen auf eine Top-Platzierung gemacht. Als Team Laax und als Bündner "Heimteam" wollten wir an unserem Heimrennen so richtig eskalieren. Eigentlich. Doch Andrin brach sich im Training seinen Ellenbogen und fällt aus. Mit Konny Looser habe ich aber einen würdigen Partner gefunden. Konny ist mehrfacher Schweizer Meister und hat schon unzählige Rennen gewonnen. Als ich mit Marathonrennen begonnen habe, war er einer der besten Schweizer und somit ein Vorbild für mich. Es wird also definitiv speziell, mit Konny am Swiss Epic zu starten.
Mit der SM vor zwei Tagen haben wir beide noch bisschen etwas im System, sind aber sehr motiviert für die nächsten 5 Tage. Wir sind mit unserem "kleinen aber feinen" Team bestens aufgestellt: Stefu und Bernina Sport kümmern sich um unsere Bikes, Chiara wird uns massieren und meine Eltern kümmern sich um alles andere. Alles bereit also für das nächste Saisonhighlight.
Stage 1 | 51 KM | 2000 HM
Mit noch etwas schweren Beinen von der SM am Samstag starten Konny und ich heute zum Swiss Epic. Start und Ziel der ersten Etappe ist auf der Lenzerheide. Wie erwartet geht es direkt zur Sache und wir können uns mit den Schnellsten in einer grösseren Spitzengruppe absetzen. Im zweiten längeren Anstieg müssen wir die Spitzenteams aber ziehen lassen und fahren fortan immer um Rang 5. Zeitweise können wir uns sogar auf den 4.Rang vorarbeiten, verlieren dann in der Abfahrt aber wieder etwas Zeit und so kommen nochmals zwei Teams an uns heran. Im taktischen Finale verlieren wir nochmals etwas Zeit auf die schnellsten Teams vor uns und können uns im Sprint nicht ganz durchsetzen. So werden wir heute 5. mit rund 8 Minuten Rückstand.
Stage 2 | 58 KM | 2100 HM
Um 8 Uhr starten wir zur Überführungsetappe von Lenzerheide nach St.Moritz. Nach einem kurzen Startaufstieg, der keine grossen Lücken herbeiführt, geht es lange bergab und flach durchs Albulatal. Zu Beginn des Anstiegs zum Albulapass setzen sich die Leader ab und wir können uns mit drei anderen Teams - Bulls, Buff und Willier - ebenfalls vom restlichen Feld absetzen. Ich fühle mich heute richtig stark und versuche Konny so gut es geht zu unterstützen. Wir kommen mit dieser Gruppe über den Albulapass und können uns nachher auch in der Abfahrt und das Engadin hinauf in dieser Gruppe um Rang 2 bis 5 behaupten. Im letzten Anstieg zur Alp Staz muss Konny etwas abreissen lassen und so müssen wir im Finale nochmals eine Lücke zufahren, was uns eine schlechte Position und das letzte bisschen Power kostet. So werden wir im Sprint 4. und verpassen das Podest ganz knapp. Dies ärgert uns beide ziemlich. Doch das gehört eben auch dazu und wir haben noch 3 weitere Chancen auf eine Podest-Platzierung.
Stage 3 | 81 KM | 2350 HM
Wir haben uns viel vorgenommen für die heutige Etappe. Konny quält sich den ersten Anstieg hoch und wir haben den Kontakt zu unseren direkten Konkurrenten (BULLS und BUFF) immer wieder herstellen können. Als wir nach Marguns auf die Talabfahrt einbiegen sehe ich, dass alle Fahrer vor uns anders Fahren, als ich es erwartet habe. Als ich dann auch kein Pfeil Richtung Samedan sehe, fahren wir den anderen nach in Richtung Celerina. "Dann muss da auch ein Erdrutsch runter gegangen sein, dass wir die Talabfahrt umfahren müssen" , denke ich mir. Erst als wir rund 150 Höhenmeter weiter unten sind und die Fahrer vor uns umgekehrt sind merken wir, dass wir falsch sind. Also müssen wir rund 1,5 Kilometer berghoch zurückfahren, zusammen mit 6 weiteren Teams. Anschliessend fahren wir in einer grossen Gruppe bis Bever. Im Anstieg zur Alp Muntatsch können wir uns mit unseren direkten Gegnern nach vorne vorarbeiten, jedoch können wir Bulls und Buff nie wirklich distanzieren. Immer wenn einer von denen etwas zurückfällt, schafft er es wieder, die Lücke wieder zu schliessen. Erst Richtung Lej Alv muss Buff etwas reissen lassen, als Konny das Tempo erhöht. Aber auch wir müssen Bulls wenig später ziehen lassen. Die folgenden Abfahrten und das Finale sind wir All-Out gefahren und haben nochmals alles gegeben Als 6. erreichen wir das Ziel, zwar mit viel Rückstand gegen vorne, aber ohne Schaden im Gesamtklassement. Mit 4 Minuten Rückstand auf das Podest ist nach wie vor alles offen. Es ärgert mich sehr, dass uns dieser Verfahrer geschieht - auf meiner Heimetappe. Der Fakt, dass ettliche Teams vor und nach uns falsch gefahren sind, bestätigt aber, dass die Strecke an dieser Stelle nicht ganz so gut ausgeschildert war, wie gewohnt. Immerhin hat dieses Malheur keine Auswirkungen auf das Gesamtklassement.
Stage 4 | 73 KM | 1950 HM
Nach dem schnellen Start können wir bis zum Beginn des Scalettapass mit der Spitzengruppe mitfahren. Ab da muss besonders Konny seinen Rhythmus fahren, ich bin zwischenzeitlich aber auch froh,
dass wir nicht schneller fahren. So verlieren wir wertvolle Sekunden auf Bulls und Buff. In der Abfahrt können wir Buff wieder einholen, als sie einen Platten reparieren. Ab da wissen wir, dass
wir heute wieder ein paar Sekunden auf unsere direkten Gegner gut machen können. Konny ist aber ziemlich am Ende seiner Kräfte und so fahre ich im Finale quasi alles alleine im Wind. Als 5.
erreichen wir das Ziel und können zwar 40 Sekunden auf Buff gut machen, verlieren aber fast 4 Minuten auf Bulls.
Somit wird es morgen ziemlich schwierig, noch aufs Podium im Gesamtklassement zu fahren. Doch wir werden bis zum letzten Kilometer kämpfen.
Stage 5 | 66 KM | 2150 HM
Heute steht die letzte Etappe des Swiss Epic 2023 an. Ein Rundkurs um Davos gilt es zum Abschluss zu bewältigen. Das Rennen verläuft ähnlich wie die letzten Tage: wir können uns zu Beginn lang in der Spitzengruppe halten, bis wir am letzten Berg das Tempo der Allerschnellsten nicht mehr mitgehen können. Konny kämpft aber auch heute bis zum Schluss. Trotzdem werden wir 3 Kilometer vor dem Ziel auf Rang 5 liegenden nochmals eingeholt. So kommt es also nochmals zu einem Schlusssprint, den wir aber für uns entscheiden können So werden wir heute 5. und bleiben auch im Gesamtklassement auf Rang 5 und können uns immerhin mit dem Schlusssprint versöhnen.
Um dieses Resultat einordnen zu können hier ein paar Fakten zu den anderen Teams:
1. Canyon Northwave : Marc Stutzmann und Martin Stosek, Schweizermeister & Vize-Weltmeister
2. Willier Pirelli: Wout Allemann und Daniel Geismayer, Europameister und Österreichischer Meister
3. Bulls: Axel Roudil Cortinat und Simon Schneller, Französischer Meister und Weltranglisten 4.
4. Buff Megamo: Peter Pruus und Hans Becking, Estischer Meister und mehrfacher Niederländischer Meister
und als 5. eben wir, mit rund 15 Minuten Vorsprung auf das 6.Team.
Eine unvergessliche Woche geht zu Ende. Wir haben das Maximum rausgeholt, hatten keinen einzigen Defekt oder Sturz und konnten oft mit den allerbesten unseres Sports mitfahren, waren sehr ausgeglichen und haben nie viel Zeit verloren. Vor allem hatten wir aber eine richtig geile Zeit, viel gelacht und die Basis für eine neue Freundshcaft gelegt.
Das Rennen in Grindelwald gehört zu meinen absoluten Lieblingsrennen. Auf der Mitteldistanz konnte ich bereits einige tolle Erfolge feiern und die Strecke scheint meinen Fähigkeiten sehr gut entgegenzukommen. Die Vorbereitung auf die Schweizer Meisterschaft verlief sehr gut und so malte ich mir im Vorfeld sehr viel aus für dieses Rennen. Dabei darf man nüchtern betrachtet aber nicht vergessen, dass mein bestes SM-Resultat ein 9.Rang ist und es mit Stutzmann, South, Stauffer, Gysling, Balmer, Brun, Looser und natürlich auch Huber einige sehr gute Fahrer am Start hat. Trotzdem traue ich mir viel zu für dieses Rennen.
Direkt nach dem Start geht es über 1000 Höhenmeter berghoch. Bald setzt sich Casey South an die Spitze des Felds und lässt die Gruppe immer kleiner werden. Ich kann lange gut mitfahren, muss aber zusammen mit Looser und Huber das Spitzentrio um South, Stutzmann und Gysling ziehen lassen. Das Tempo ist extrem hoch. Gegen Ende des Anstiegs kommen Stauffer und Brun nochmals heran und so gehe ich an achter Stelle in die erste Abfahrt. Zusammen mit Konny Looser liege ich zwischenzeitlich rund 1 Minute hinter der Spitze auf Rang sieben und acht. Und auch wenn das Rennen noch rund 4 Stunden dauert – das war es bereits. Ab dem Anstieg zur Grossen Scheidegg bin ich alleine unterwegs. Zwar kann ich Urs Huber vor mir immer wieder ausmachen, doch wirklich näher komme ich nur im ersten Teil der Abfahrt vom Bachalpsee. Ich fahre weiterhin ein konstantes Tempo, doch es passiert nichts mehr. Ich überhole zwar noch Nils Brun, welcher ein Defekt hat, doch die Messe ist gelesen. Ich bringe auch die über 1000 Höhenmeter zur Kleinen Scheidegg hinter mich und fahre die Abfahrt mit geringem Risiko, hinsichtlich des Swiss Epics nächste Woche.
Mit 17 Minuten Rückstand erreiche ich das Ziel als Sechster. Eine Mischung aus Enttäuschung und Erschöpfung macht sich breit. Ich bin eigentlich ein gutes Rennen gefahren, hatte vielleicht nicht den allerbesten Tag doch bin nicht komplett eingegangen, hatte keinen Sturz oder Defekt und bin auch sonst gut durchgekommen. Trotzdem reicht es nicht für mehr. Tatsächlich ist es einfach ein sehr realistisches und ehrliches Ergebnis, das mir meine aktuellen Grenzen aufzeigt. Das ist die Realität, auch wenn diese nicht immer einfach ist.
Trotzdem freue ich mich für Marc Stutzmann zu seinem verdienten Schweizer Meistertitel. In nur zwei Tagen geht es für mich beim Swiss Epic mit Konny Looser bereits weiter – es bleibt also wenig Zeit um sich zu erholen und das Resultat zu verdauen.
Bereits zum dritten Mal starte ich mit dem Team Wirfueryannic am Arlberg Giro, einem Radmarathon in Österreich. Der Verein Wirfureyannic setzt sich seit Yannics Tod für das Thema Depression und mentale Gesundheit im Generellen und speziell im Sport ein. Yannic hat den Arlberg Giro mehrmals gewonnen und so ist dieser Event für den Verein ganz besonders.
Im vergangenen Jahr war das Wetter sehr schlecht: es regnete und war ziemlich kalt. Allein die Erinnerungen an diese Austragung lässt mich frieren. So schwor ich mir, nicht zu starten, wenn es wieder regnen würde. Und eigentlich habe ich mich am Vortag schon so gut wie entschieden, nicht zu starten. Die Gruppendynamik lässt mich dann doch nochmals umentscheiden und so werde ich um 5 Uhr starten – sofern es trocken ist.
Und es ist trocken – vorerst. Also starten wir noch im Dunklen zum Arlbergpass. Als wir oben ankommen beginnt es zu regnen und die Abfahrt wird somit sehr gefährlich, denn es ist nicht nur nass, sondern auch immer noch dunkel. Ich kann mich aber ohne Mühe in der Spitzengruppe halten und auch die Temperatur ist immerhin noch erträglich. Das niemand so richtig aufs Tempo drückt hat zur Folge, dass die Gruppe grösser und grösser wird. Es gibt zwar immer wieder Attacken aus der Gruppe heraus doch das Tempo fällt auch immer wieder zusammen. Irgendwann gelingt es einem Fahrer, etwas wegzufahren. Die Attacken gehen weiter und ich merke, dass nicht mehr so konsequent nachgefahren und die Stimmung im Feld so langsam bisschen kippt. «Meine Chance», denk ich mir und fahr die nächste Attacke mit. Als der Fahrer bemerkt, dass ich ihm folge nimmt er raus und ich erhöhe das Tempo nochmals. Ich fahre rund 30 Sekunden All-Out und schaue zurück: es ist keiner mehr dran und man scheint mich fahren zu lassen. Ich beginne, mein Effort zu pacen und merke, dass ich an den Ausreisser rankomme. Es geht noch ein paar Kilometer bis zum Beginn der Steigung auf die Bielerhöhe und so fahre ich einfach meinen Rhythmus. Ich hoffe, dass am Berg noch ein, zwei Fahrer folgen, dass ich nicht komplett allein Fahren muss. Ich kann den Ausreisser ein- und überholen und führe für eine Zeit lang das Rennen an. Von hinten nähert sich Anton Schiffer in einem gewaltigen Tempo. Als er mich überholt versuche ich, das Tempo mitzugehen doch muss bald rausnehmen. «Das verbläst mich so», denke ich mir. Ich sehe von weitem auch, dass hinter mir eine kleinere Gruppe zusammenfährt. Mein neuer Plan ist es also, mein Tempo bis zur Bielerhöhe zu fahren und die Gruppe in der Abfahrt dann aufschliessen zu lassen. Der Plan geht perfekt auf, ich erreiche die Bielerhöhe als Zweiter und kann die Abfahrt mit geringem Risiko in Angriff nehmen und mich nochmals gut verpflegen. Als die Gruppe von hinten heranfährt ist für mich klar, dass ich da einfach so lange es geht mitfahren muss. Fortan passiert nicht so viel, die Gruppe harmoniert gut, wir fahren ein hohes Tempo doch scheinen nicht wirklich an den Ausreisser ranzukommen. Rund 20 Kilometer vor dem Ziel teilt man uns mit, dass der Rückstand 3 Minuten beträgt. Wenig später können wir den Fahrer aber ausmachen – die Zeitangabe war wohl nicht ganz richtig. Ich fühle mich immer noch gut und kann inzwischen auch etwas abschätzen, wer in dieser Gruppe wohl am stärksten zu sein mag. Zu sechst Fahren wir also dem Ziel entgegen und je länger es geht, desto wahrscheinlicher wird eine Sprintentscheidung. Ich weiss, dass mein Sprint ganz gut ist, aber reicht es auch gegen diese Fahrer? Das Finale ist etwas verwinkelt und nicht ganz so einfach, also versuche ich mich gut zu positionieren und lasse es auf den Sprint ankommen. Als Stefan Kirchmair auf einer nassen Holzbrücke hinter mir zu Fall kommt geht eine Lücke hinter mir und zwei weiteren Fahrern auf. Die anderen zwei Fahrer scheinen von dem Sturz nichts mitgekriegt zu haben und so gebe ich ihnen zu verstehen, dass wir doch besser warten sollen und die gestürzten nochmals heranfahren lassen. So wird es gemacht und damit kommt es nun definitiv auf den finalen Sprint an. Ich bleibe dennoch aufmerksam, falls ein Fahrer noch eine finale Attacke versucht. Doch es scheinen nicht mehr alle so spritzig zu sein. Ich setze mich ans Hinterrad von Paul Verbnjak, den ich als stärksten Sprinter einstufe. Ohne zu wissen, wie lange die Zielgerade noch ist, attackiere ich rund 400 Meter vor dem Ziel und ziehe den Sprint an. Schnell habe ich eine Lücke doch merke, dass die Ziellinie noch ein ganzes Stück entfernt ist. «Jetzt einfach durchbeissen und alles in die Pedale hauen». Die anderen Fahrer kommen nochmals näher, doch es reicht ganz knapp und so kann ich meinen ersten Saisonsieg einfahren. Ich kann es im ersten Moment gar nicht fassen. Gestern wollte ich gar nicht starten und jetzt gewinne ich das Rennen. Gab das vielleicht die entscheidende Lockerheit? Wer weiss.
Es war auf jeden Fall wieder ein tolles Wochenende mit den Leuten von Wirfueryannic und mein Sieg machte das ganze perfekt. An dieser Stelle vielen Dank an Phibi für die Organisation und die Verpflegung auf der Bielerhöhe. Es wird wohl nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich am Arlberg Giro gestartet bin – dieses Jahr wurde mir nämlich erst im Ziel kalt.
Ich kannte die Region um Château-d'Oex überhaupt nicht und auch das Rennen bin ich zuvor nie gefahren. Doch schon bei der Streckenbesichtigung stellte ich fest, dass dieser Marathon zu den schönsten der Schweiz gehört. Landschaftlich bietet die Region einiges und die Organisatoren haben keine Mühe gescheut, die Strecke in einen perfekten Zustand zu bringen. So freute ich mich sehr auf das Rennen, das mit 80 Kilometern und rund 3500 Höhenmeter auch zahlenmässig echt was zu bieten hat.
Bald mal nach dem Start geht es in den ersten Anstieg, wo Adrien Chenaux ein hohes Tempo vorgibt. Nur Fanger, Stauffer und ich können folgen. Gegen Ende des Anstiegs erhöhe ich das Tempo und so können Martin Fanger und ich uns leicht absetzen. Stauffer kann aber im nachfolgenden Streckenteil die Lücke wieder schliessen und fortan sind wir zu dritt unterwegs. Nach der ersten Durchfahrt durch Château-d'Oex beginnt es zu regnen. Das Tempo ist nicht besonders hoch und so habe ich keine Mühe, mitzufahren. Doch dann passiert es: in einer einfachen Wiesenabfahrt hole ich mir einen Platten am Vorderrad. Schnell kann ich das Loch ausmachen, mit einem Plug abdichten und mit einer CO2-Patrone Luft in mein Vorderrad lassen. Doch die Luft entweicht irgendwo zwischen Adapter und Ventil. Also nehme ich die zweite Patrone, dichte das Loch sicherheitshalber mit einem zweiten Plug ab und kontrolliere, dass der Patronen-Adapter richtig installiert ist. Doch auch die zweite Patrone entweicht nicht in mein Rad sondern in die Luft. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als mit dem platten Vorderrad weiterzufahren. Nach knapp 3 Kilometern kann ich von einem Zuschauer mit einer kleinen Handpumpe etwas Luft reinmachen, sodass ich fortan besser voran komme. Zwischenzeitlich falle ich aber auf Rang 8 zurück. In der nächsten Techzone tausche ich das Vorderrad und kann ab da die Aufholjagd beginnen. Fahrer für Fahrer kann ich wieder ein- und überholen und mich bis auf Rang 4 vorarbeiten. Rund 25 Kilometer vor dem Ziel beträgt der Rückstand auf Chenaux auf Rang 3 noch knapp 1 Minute. Ich investiere nochmals sehr viel und kann ihn bereits nach wenigen Minuten einholen. Auch wenn der dritte Rang mit jedem Kilometer sicherer scheint, gebe ich weiterhin Gas und versuche die Abfahrten so sicher aber trotzdem so schnell wie möglich zu absolvieren. Im Ziel verliere ich zwar fast 10 Minuten auf Fanger und Stauffer, doch ich konnte den Rückstand ab dem Radwechsel konstant halten und sogar ein bisschen verringern.
Es wäre also sehr viel möglich gewesen. Trotzdem bin ich sehr zufrieden mit meiner Leistung und der Aufholjagd. Es war mein erster Defekt in einem Eintagesrennen und der erste Defekt der Saison. Und mit dem Summerbike in Château-d'Oex habe ich mein neues Schweizer Lieblingsrennen gefunden. Top organisiert auf einer coolen Strecke und mit einem tollen OK können sich viele internationale Rennen an diesem Event ein Beispiel nehmen.
Der Engadin Bike Giro ist mein absolutes Heimrennen. Nicht viele können behaupten, ein 4-tägiges Etappenrennen direkt vor der Haustüre zu haben. Auf diesen Strecken trainiere ich täglich und so bin ich jedes Mal extra-motiviert, wenn der Bike Giro ansteht. Neu in diesem Jahr ist der Prolog, welcher am Donnerstagabend für die Lizenzfahrer stattfindet. Auf einer Rund in Celerina mit rund 175 Höhenmeter wird der erste Leader des Bike Giro ausgefahren.
Dieses Jahr steht ein interssantes Startefeld am Start. Der mehrfache Bike Giro Sieger Sascha Weber, Schweizermeister Konny Looser, Ex-Weltmeister Tiago Ferreira, sein Teamkollege Andrea Miltiadis und natürlich mein Cape Epic Partner Andrin Beeli sind alles Anwerter auf eine Topplatzierung. Auch ich rechne mir Chancen auf ein gutes Ergebnis aus.
Prolog | 20 KM | 750 HM
Am Donnerstagabend fällt der Startschuss zum Prolog. Bereits in der ersten Runde ist es Tiago Ferreira, der ein sehr hohes Tempo anschlägt, dies jedoch nicht bis zum Ende des Anstiegs durchziehen kann. Ich fahre zu Beginn defensiv aber immer so positioniert, dass ich auf eine Attacke reagieren könnte. In der dritten Runde ist es dann Andrin, welcher über die Kuppe und in die Abfahrt hinein attackiert. Ich kann ihm folgen und so können wir uns vom Rest der Fahrer distanzieren. Später schafft auch Miltiadis den Anschluss nochmal und so kommt es zum Showdown in der letzten Runde. Als Andrin im oberen Teil des Anstiegs das Tempo erhöht, kann ich nicht ganz mitgehen und auch Miltiadis Hinterrad verliere ich auf den letzten Metern. In der Abfahrt wird die Lücke dann noch etwas grösser und so erreiche ich das Ziel als Dritter mit 22 Sekunden Rückstand. Wir können aber auf alle anderen Fahrer schon knapp 2 Minuten rausfahren.
1.Etappe | 54 KM | 830 HM
Wie erwartet ist das Tempo zu Beginn der Etappe nicht sehr hoch. Im Flachstück von St.Moritz bis Morteratsch bleibt eine grosse Gruppe beinander. Dies ändert sich jedoch im Singletrail in Richtung Berninapass. Miltiadis, Ferreira, Weber, Beeli, Looser, Miller und ich bilden die Spitzengruppe. Am Lago Bianco reisst zwichenzeitlich eine Lücke zu Weber und Miller auf. Gemeinsam mit Konny und Andrin versuchen wir die Lücke wieder zu shcliessen, was uns aber nicht ganz gelingt. Im steilsten Stück ist es dann Miltiadis, der nochmals zu Weber und Miller ranfahren kann. Miller fällt später mit einem Defekt zurück und so fahre ich mit Andrin und Konny zurück richtung Celerina, wo sich das Ziel befindet. Wir arbeiten gut zusammen und so können wir den Rückstand immer bei knapp 40 Sekunden halten. Wir schaffen es aber nicht mehr, noch näher heran zu kommen und so kommt es zum Sprint um den 3. Rang, den ich ganz knapp gegen Konny verliere. Als 4. verliere ich heute 35 Sekunden auf den Etappensieger Weber, bleibe im Gesamtklassement aber weiterhin 3.
2.Etappe | 63 KM | 2240 HM
Auf diese Etappe habe ich mich schon sehr lang gefreut. Dementsprechend gut kenne ich die Strecke und weiss, wo ich mich gut positionieren muss. Die Anfangsphase ist abermals eher gemütlich und so rollen sogar die schnellsten Fun-Fahrer, welche rund 90 Sekunden nach uns starteten, an uns ran. Nach Bever attackiere ich rund 200 Meter vor dem Singletrail nach Samedan, um als erster in den Trail zu fahren. Dies gelingt mir und ich kann auf diesem Trail fast 20 Sekunden auf alle rausfahren. Mit diesem Vorsprung fahre ich in den Anstieg zur Alp Muntatsch und halte das Tempo weiter hoch. Darum kann nur Andrin nochmals zu mir auffahren. Jedoch sind auch Miltiadis und Weber nicht weit hinter uns. Für alle anderen ist das Tempo aber definitiv zu hoch. Bei Marguns sind Weber und Miltiadis dann definitiv dran und wir fahren zu viert weiter nach Corviglia und dann den Flowtrail runter, wo Miltiadis rund 30 Sekunden verliert. Ich versuche, das Tempo auch im nächsten Anstieg hochzuhalten doch Miltiadis kommt nochmals heran und ich muss ihn und Andrin später etwas ziehen lassen. Aber auch Weber fällt etwas zurück. Am Suvrettapass nimmt Weber eine Abkürzung um das Schneefeld und zieht an mir vorbei. Sein Tempo in der Abfahrt kann und will ich aber nicht mitgehen, zu hoch ist das Risiko für einen Defekt oder Sturz. Und genau damit hat es Miltiadis erwischt, der somit zurückfällt. Ich liege also auf Rang drei hinter Andrin und Weber. Das coupierte Finale muss ich also allein zurücklegen und erreiche das Ziel mit 3 Minuten Rückstand auf Andrin und 1 Minute auf Weber.
Somit ist die Ausgangslage für den letzten Tag sehr spannend: ich liege knapp 3 Minuten hinter Andrin auf Rang 2, jedoch mit einem Minimal-Vorpsrung von wenigen Sekunden auf Weber.
3. Etappe | 66 KM | 1900 HM
Dass ich Andrin 3 Minuten abnehmen kann, scheint mir vorerst unwahrscheinlich, sollte er gut durchkommen. Also konzentriere ich mich darauf, den 2.Rang zu verteidigen. Und Weber attackiert bereits am ersten Anstieg so hart, dass das gesamte Feld regelrecht auseinanderfliegt. Zusammen mit Tiago Ferreira gelingt es ihm, sich etwas von Andrin, Konny, Miller, Miltiadis und mir abzusetzen. Wir können den Rückstand aber kontrollieren und kommen am Fuss der längsten Steigung des Tages von Champfer über Salastrains und Marguns zum Lej Alv wieder an die zwei Ausreisser heran. Das Tempo bleibt konstant aber nicht sehr hoch. So bleibt die Gruppe bis zur Alp Laret zusammen. Als ich merke, das Weber Mühe hat, erhöhe ich das Tempo und kann mich mit Konny, Andrin und Miltiadis absetzen. Konny und Miltiadis können am Ende des Anstiegs sogar einige Meter auf Andrin und mich rausfahren. Am Ende des Flowtrails haben wir aber Miltiadis überholt und abgehängt und sind auch Konny dicht auf den Fersen. Aber auch Weber und Miller haben ihren Rückstand verkleinert und so läuft in Champfer alles nochmals zusammen. Ein spannendes Final steht also bevor. Und es ist wieder Weber, der attackiert. Andrin und ich schaffen es aber immer, den Deutschen wieder einzuholen. Auf eine Attacke von Konny reagiert im ersten Moment aber niemand, da er im Gesamtklassement nicht mehr gefährlich ist. Weber scheint etwas die Nerven zu verlieren und versucht mich mint verbalen Attacken zu provozieren. Ich bin mir aber sicher, dass ich ihn in einen der Steigungen im Finale abhängen kann und reagiere nicht auf seine Provokationen. Auch seine Attacken können Andrin und ich immer neutralisieren. Im nächsten Anstieg kontere ich den Deutschen aus und das Loch geht sofort auf. So können Andrin und ich nicht nur Weber abhängen, sondern auch das Loch zu Konny schliessen. Fortan fahre ich quasi alles von vorne und halte das Tempo hoch, dass Weber nicht nochmal ran kommt. Ich denke dabei gar nicht an meine Möglichkeit, einen Etappensieg einzufahren. Erst im Finale lasse ich etwas nach und versuche mich für den finale Sprint vorzubereiten. Doch auch heute sticht Konny kurz vor der letzten Kurve nochmals an mir vorbei und ich verliere den Sprint umd den Tagessieg.
Trotzdem bin ich mehr als zufrieden mit dem 2.Rang im Gesamtklassement und der Art und Weise, wie ich die letzte Etappe gefahren bin. Ich freue mich gleichzeitig für Andrin und Konny, welche den Gesamt- und Etappensieg eingefahren haben und mit denen es echt Spass gemacht hat, diese Tage Rennen zu fahren.
Seit dieser Saison gibt es einen Marathon Weltcup organisiert vom selben Organisator, welcher seit diesem Jahr auch die XCO Weltcups organisiert. In Finale Ligure findet der zweite dieser Weltcups statt und für mich somit meine Premiere. Auf einer sehr harten Strecke mit 100 Kilometern und 3700 Höhenmetern werden die Allerbesten am Start sein. Es gilt, sich das Rennen gut einzuteilen um in den steilen Rampen auf der zweiten Hälfte nicht einzugehen.
So ist mein Plan, den ersten Anstieg mit Kopf zu fahren und nicht komplett zu überpacen. Dies hat aber auch zur Folge, dass ich mich vorerst ca. auf Rang 40 vorfinde. Ich kann aber anschliessend ein konstantes Tempo fahren und auch noch einige Fahrer einholen. In den Abfahrten verliere ich auch heute etwas Zeit, jedoch komme ich in den anspruchsvolleren Trails fast besser zurecht als auf den vermeintlich einfacheren aber sehr schnellen Schotterabfahrten.
Am Ende gewinne ich den Schlusssprint um Rang 29 gegen Simon Stiebjahn und kann mir somit ein solides Top-30-Ergebnis sichern.
Ich bin sehr zufrieden mit meiner Pacing-Strategie und meinem Energiemanagement und auch damit, wie ich meinen Plan umsetzen konnte. Ich weiss, dass ich in Form bin und vieles richtig gemacht habe. Ich weiss aber auch, dass das noch nicht alles ist, wozu ich in der Lage bin.
Nach den vielen teilweise sehr weiten und aufwändigen Reisen zu Beginn der Saison folgen nun Rennen, welche nicht ganz so weit entfernt sind. Eines davon ist der Jura Bikemarathon mit Start und Ziel in Vallorbe. Auf 71 Kilometern und 2750 Höhenmetern führt die Strecke über schöne Anstiege und natürliche Trails durch eine Gegend, die ich vorher überhaupt nicht kannte. Ich fahre das Rennen zum ersten Mal und so weiss ich nicht genau, was auf mich zu kommt. Trotzdem glaube ich, dass mir das Rennen gut liegen kann.
Das Rennen beginnt sehr gut für mich. Als einer der stärksten Fahrer am Berg kann ich das Tempo bis zum Ende des längsten Anstiegs nicht nur mitgehen sondern oft sogar selbst bestimmen und den einen oder anderen Fahrer unter Druck setzen. Leider hatte kein anderer Fahrer so grosses Interesse daran, das Tempo hoch zu halten und so fiel es immer wieder zusammen. Die Fahrer vom Singer Racing Team attackieren am Ende des Anstiegs und fahren voll in den Downhill. Wie oft in der Vergangenheit geht in der Abfahrt eine kleine Lücke zu den Schnellsten auf. Zusammen mit zwei anderen Fahrern befinde ich mich zu Beginn des zweiten längeren Anstiegs in der Verfolgergruppe, eine knappe Minute hinter der Spitze. Ich fühle mich nach wie vor gut und in der Lage, den Abstand zur Spitze nochmals zu verkleinern, was wir vorerst auch hinbekommen.
Ab Rennhälfte setzen dann teils heftige Magenkrämpfe ein, die mich mehrmals fast zum Anhalten zwingen. Ich muss auf Rang 5 liegend den Fuss vom Gas nehmen und versuchen, die Situation irgendwie in den Griff zubekommen. Ich verliere wieder einige Ränge und erst nach der Laufpassage am Ende des letzten langen Anstiegs beruhigt sich mein Bauch etwas und ich kann am Ende noch einigermassen gut ins Ziel fahren. Als 8. kann ich den Umständen entsprechend zufrieden sein, auch wenn heute deutlich mehr drin gewesen wäre.
Ich weiss, dass die Form stimmt und das nicht die letzte Chance auf eine gute Platzierung war. Die nächsten Chance kommen und ich kann auch aus diesem Rennen vieles mitnehmen für die nächsten Aufgaben.
Einmal beim Cape Epic zu starten ist definitiv ein Traum von mir. Das Etappenrennen in Südafrika ist wohl das bekannteste und prestigeträchtigste Rennen im Mountainbikesport. Zusammen mit Andrin Beeli und unseren Betreuern Rolf & Daniela sowie unserem Mechaniker Stefan werden wir die acht Tage in Angriff nehmen. Um uns optimal auf dieses Rennen vorzubereiten, reisen wir bereits eine Woche früher nach Stellenbosch. Da können wir gut trainieren und so langsam in den Rennmodus übergehen. Am Sonntag, 19. März ist es dann so weit: das Cape Epic 2023 startet mit dem Prolog in Meerendal.
Prolog | 27 KM & 750 HM
In der Mittagshitze starten wir zum 27 Kilometer langen Prolog. Es geht direkt in den ersten Anstieg und wie vorgängig mit Andrin besprochen, gebe ich das Tempo vor. Etwa nach der Hälfte muss ich kurz mal etwas den Fuss vom Gas nehmen. Das leicht übermotivierte Tempo am Anfang hinterlässt seine Spuren und ich muss in Andrins Windschatten schon ziemlich leiden. Ich kann mich aber schnell erholen und mit einem guten Finish werden wir 23. Ein solider Einstand auf der ersten von fast 30 Rennstunden diese Woche.
1.Etappe | 98 KM & 2550 HM
Die erste Etappe bringt uns auf fast 100 Kilometer rund um Hermanus. Die Strecke ist physisch und technisch sehr anspruchsvoll und der stürmische Wind macht das Ganze noch schwieriger. Die stetigen Rhythmuswechsel führen dazu, dass ich am Ende etwas eingehe und wir zwei Teams ziehen lassen müssen. Mit einer bis dahin aber konstanten Leistung können wir uns heute mit 13 Minuten Rückstand den 18. Platz sichern und uns auch im Gesamtklassement in die Top-20 vorarbeiten. Das Rennen ist noch lang und es kann und wird noch viel passieren, doch mit heute bin ich zufrieden.
2.Etappe | 116 KM & 1850 HM
Die 2.Etappe führt uns über 116 Kilometer abermals rund um Hermanus. Nach einem sehr schnellen Start finden wir uns im ersten langen Flachstück zwischen der Spitzengruppe und der ersten grösseren Verfolgergruppe wieder. Wir entschieden uns, auf die Verfolger zu warten, um nicht zu viel Energie allein im Wind zu verbraten. Dies erweist sich später als clever, denn wir können nach rund 3 Stunden alle Teams einholen, die zu diesem Zeitpunkt mit der Brechstange weiterfuhren. Wir können von da an mit einer gut harmonierenden Gruppe über die Trails und die Schotterstrassen fliegen. Rund 30 Kilometer vor Schluss wird aber aus dieser Gruppe heraus attackiert. Andrin und ich sind nicht so gut positioniert und müssen diese Lücke mit ein paar anderen Teams zuerst zufahren. Ab da wird nochmals so richtig brutal in die Pedale getreten. Auf dem sandigen Untergrund rutscht mir einmal kurz das Vorderrad weg und ich stürze. So ist die Gruppe weg, welche am Ende Rang 14 bis 19 unter sich ausmachen. Wir kämpfen uns etwas entkräftet die letzten 10 Kilometer ins Ziel und werden 20. Im Gesamtklassement sind wir nun 21. mit rund 3 Minuten Rückstand auf Rang 16. Es bleibt also auch nach heute alles nah beieinander.
3. Etappe | 100 KM & 2300 HM
Die 3. Etappe ist zugleich die erste Überführungsetappe und führt uns von Hermanus über 100 Kilometer nach Oak Valley. Wir können am ersten Berg mit den allerschnellsten mitfahren, bis sich die Spitzengruppe nach dem ersten Singletrail aufteilte. Die ersten 50 Kilometer sind auch heute eher flach, schnell und sehr arhythmisch. So muss ich auch heute wieder zünftig auf die Zähne beissen, als die schnellkräftigen Cross-Country-Fahrer in den Trails so richtig Gas gaben. Kurz bevor es in den bergigeren Abschnitt geht, müssen wir eine grössere Gruppe ziehen lassen. Jedoch können wir später einige dieser Teams wieder einholen und am Ende zum Teil weit distanzieren. Wir bringen auch heute unseren Rhythmus gut bis ins Ziel und werden 17. mit gut 13 Minuten Rückstand auf die Tagessieger. Im Gesamtklassement sind wir aktuell 19. Gegen vorne sind die Abstände noch sehr klein, gegen hinten konnten wir heute ein gutes Polster rausfahren.
4. Etappe | 47 KM & 875 HM (TT)
Heute steht ein 46 Kilometer langes Zeitfahren auf dem Programm. Wir haben Mühe, ein gutes Tempo zu fahren und verlieren verhältnismässig viel Zeit. Die Strecke war auch heute sehr arhythmisch, was mir bekanntlich nicht so gut liegt. Ich hätte noch gut 3 Stunden mit diesem Tempo weiterfahren können, aber eben einfach nicht schneller. Wir werden 25. und verlieren knapp 15 Minuten auf die schnellsten. Im Gesamtklassement behalten wir aber unseren Rang. Morgen folgt die Königsetappe und endlich auch mal etwas längere Anstiege. Auf 102 Kilometer fahren wir von Oak Valley über den berühmten Groenlandberg nach Lourensford. Viele sagen, dass das Rennen morgen eigentlich erst so richtig losgeht.
5. Etappe | 102 KM & 2450 HM
Kurz nach dem Start der heutigen Königsetappe öffnete der Himmel alle Schleusen. Bäche kommen uns im Anstieg auf den Trails entgegen, immer wieder fahren wir durch knietiefes Wasser. Früh war klar, dass heute ein Überlebenskampf wird! Wie erhofft kommen wir gut mit am Anstieg zum Groenlandberg und können viele Teams, welche die letzten Tage vor uns waren, distanzieren. Zwischenzeitlich liegen wir sogar mal auf Rang 10, weil ein paar Teams mit Defekten zu kämpfen haben. In der zweiten Rennhälfte wird es zwar trocken, jedoch bleibt die Strecke nach wie vor anspruchsvoll. Erschwerend dazu ist, dass ich hinten keine Bremsbeläge mehr habe, das Wasser und der Sand haben diese wie Schleifpapier komplett abgeschliffen. Wir müssen am Ende noch 3 Teams an uns vorbeiziehen lassen und werden 13. Im Gesamtklassement liegen wir nun auf Rang 18. mit sehr kleinen Abständen gegen vorne - und es bleibt auch die nächsten zwei Tage bergig.
6. Etappe | 78 KM & 2300 HM
"Nach gestern kann uns nichts mehr zurückschrecken", habe ich mir gedacht. Als es auch heute wieder wie aus Eimern regnete, stürmte und der Untergrund zum Teil extrem schlammig ist, müssen wir einsehen, dass es auch heute kein angenehmer Tag wird - mal abgesehen von den Strapazen einer 6.Etappe. Ich brauche heute etwas mehr Zeit, bis ich einen guten Rhythmus finde und so können wir uns im ersten Anstieg nicht mehr ganz so weit vorne positionieren wie gestern. Fortan fahren wir das gesamte Rennen allein und erreichen das Ziel als 18. Im Gesamtklassement können wir auf Rang 16 vorrücken und uns gegen hinten mit 15 Minuten Vorsprung absichern.
7.Etappe | 80 KM & 2400 HM
Der heutige Rennverlauf lässt sich schnell erklären: wir kommen am ersten Berg mit den allerbesten mit, fahren nachher lange um Rang 8 und müssen im schnellen Finale noch zwei Teams ziehen lassen, sodass wir als 10. die Ziellinie in Val de Vie überqueren. Wir investieren am Ende noch sehr viel, was sich auszahlt: vor der Etappe waren wir im Gesamtklassement 13 Minuten hinter Urs Huber und Simon Schneller, im Ziel liegen wir 1 Minute vor ihnen und werden sogar noch 14. Mit gesamthaft 1 Stunde 55 Minuten Rückstand auf die Sieger.
Somit geht eine verrückte Woche zu Ende. Wir haben uns das grösste Mountainbikerennen der Welt optimal eingeteilt und sind ohne Defekte durchgekommen. Dafür mitverantwortlich ist vor allem auch Stefu, unser Mechaniker, der unzählige Stunden an unseren Bikes gearbeitet hat.
Ich bin stolz auf unsere Leistung und dankbar für dieses Erlebnis und die vielen neuen Erfahrungen. Das Rennen hat mir abermals gezeigt, wo meine Stärken liegen und woran ich noch arbeiten muss. Nun folgt eine längere Rennpause, bevor die Saison auch in der Schweiz lanciert wird. Ich freue mich sehr auf die weiteren Rennen der Saison.
Rangliste
Vor einem Jahr bin ich das sechstägige Rennen in Andalusien zum ersten Mal gefahren. Die kurzweilige Strecke und die hervorragende Organisation hatten mir damals sehr gut gefallen und so wollte ich das Rennen auch dieses Jahr fahren. Da Andrin (Beeli) und ich dieses Jahr zusammen das Cape Epic fahren, ist es eine gute Möglichkeit, uns in Andalusien auf das Rennen in Südafrika vorzubereiten. So machen wir uns einige Tage vor dem Rennen auf die lange Reise in den Süden Spaniens.
1. Etappe
So kalt wie heute ist es normalerweise nur an Rennen im Engadin. Bei 0 Grad und eisigem Wind geht es ab dem ersten Meter an voll zur Sache. Die schnellen Starts liegen mir noch nicht so. Ich bin in einem Trail zu Beginn nicht optimal positioniert und werde dadurch im folgenden Anstieg etwas ausgebremst. Die dabei entstandene Lücke können wir, wenn auch mit grossem physischen Aufwand, nochmals schliessen und so sind wir am Ende des ersten langen Anstiegs wieder in der Spitzengruppe. Es folgt ein sehr schlammiger Abschnitt (ähnlich wie in Ornans vergangenen Herbst), wo wir viel Zeit verlieren. Wir müssen die Bikes zum Teil auf dem Rücken tragen, weil die Räder nicht mehr drehen. Fortan habe ich etwas Mühe, wieder ins Rennen zu finden und spüre dazu wieder mal mein Asthma. Als 18. erreichen wir das Ziel mit knapp 10 Minuten Rückstand. Für das erste Rennen der Saison und angesichts der Verhältnisse ist das in Ordnung.
2. Etappe
Auf der 2.Etappe läufts bei mir schon einiges besser. Ich habe keine Probleme mehr mit dem Asthma und auch die Kälte ist ein bisschen besser (trotz der kältesten Nacht des Winters in Spanien ). Ein Sturz von mir nach rund 10 Kilometer kostet uns zwar ein bisschen Zeit und ein paar Positionen, hat aber sonst keine Folgen für mich oder mein Bike. Fortan können wir nochmals einige Positionen gut machen und erreichen das Ziel nach einem sehr schnellen Finale als 10. Auf das Podest verlieren wir knapp 3 Minuten und können uns im Gesamtklassement auf Rang 12 vorarbeiten.
3. Etappe
Das Tempo zu Beginn des Rennens ist heute abermals brutal hoch, sodass ich auch heute die ersten 40 Minuten komplett am Limit fahren muss. Trotzdem werden wir von vielen Teams distanziert. Auch die nächsten Kilometer fahre ich immer am Anschlag, bergauf und bergab. Am Ende des längsten Anstiegs setzen leider die Atemprobleme wieder ein und so müssen wir noch einige Positionen hergeben. Im Ziel sind wir dann 16. Das Rennen verlangt mir körperlich und mental sehr viel ab und nach dem guten gestrigen Tag ist es schwierig, das heutige Ergebnis einfach wegzustecken. Etwas anderes bleibt mir aber nicht übrig, denn morgen steht mit dem Zeitfahren die nächste Etappe an. Dieser Sport kann so schön aber auch so brutal und hart sein - das macht es interessant.
4. Etappe
Neuer Tag, neues Glück. Und heute läufts doch schon wieder einiges besser. Im gut 30 Kilometer langen und technisch anspruchsvollen Zeitfahren belegen wir den 14. Rang. Ich komme ohne Atemprobleme durch und wir können ein gutes Tempo durchfahren. Zu Beginn fahre ich zwar noch etwas verhalten, denn ich möchte das Asthma nicht überprovozieren. Am Ende können wir aber noch schön aufdrehen und das flache und schnelle Finale mit ein paar Restkörner im Tank in Angriff nehmen. Im Gesamtklassement sind wir weiterhin auf Rang 13.
5. Etappe
Nach dem Ende der Neutralisation wurde einmal mehr ab den ersten Metern voll gefahren. Mit 92 Kilometern und rund 2000 Höhenmetern ist es die längste Etappe, die wir in 3:53 zurücklegen . Die vielen Rhythmus-Wechsel machen das Rennen für mich, der lieber längere Anstiege am Stück hat, sehr hart. Besonders hart ist es, weil sich Andrin heute super fühlt und ihm dieses Terrain sowieso sehr liegt. So gleicht das Rennen einem 92 Kilometer langen Cross-Country-Rennen. Ich kämpfe mich aber irgendwie durch und wir werden heute 13. Im Gesamtklassement liegen wir nun auf Rang 12, 90 Sekunden hinter dem 10. Platz. Auf der letzten Etappe werden wir also alles versuchen, um uns noch in die Top-10 zu schieben.
6. Etappe
Heute ist wie erwartet nochmals eine sehr schnelle Etappe. Nachdem ich heute früh bereits mit leichten Halsschmerzen aufgestanden bin, hatte ich zu Beginn der Etappe wieder ordentlich zu kämpfen mit dem hohen Tempo. Erst nach rund 30 Minuten finde ich so langsam ins Rennen und kann fortan immer mehr aufdrehen, jedoch immer schön am Anschlag. Wir wissen, dass wir nicht nachlassen dürfen, wenn wir die Top-10 im Gesamtklassement noch erreichen wollen. Am Ende werden wir für unsere Arbeit belohnt : wir werden 10. auf der Etappe und mit 40 Sekunden Vorsprung auch 10. im Gesamtklassement. Auch wenn noch nicht alles immer rund lief ist die Cape Epic Hauptprobe geglückt.
Ich kann viel aus diesem Rennen mitnehmen und weiss, woran ich in Zukunft arbeiten muss. Ich weiss aber auch, wo meine Stärken liegen und, dass ich auf dem richtigen Weg bin, um meine Saisonziele zu erreichen.