2023


19. - 26.März

Cape Epic

Einmal beim Cape Epic zu starten ist definitiv ein Traum von mir. Das Etappenrennen in Südafrika ist wohl das bekannteste und prestigeträchtigste Rennen im Mountainbikesport. Zusammen mit Andrin Beeli und unseren Betreuern Rolf & Daniela sowie unserem Mechaniker Stefan werden wir die acht Tage in Angriff nehmen. Um uns optimal auf dieses Rennen vorzubereiten, reisen wir bereits eine Woche früher nach Stellenbosch. Da können wir gut trainieren und so langsam in den Rennmodus übergehen. Am Sonntag, 19. März ist es dann so weit: das Cape Epic 2023 startet mit dem Prolog in Meerendal.

 

Prolog | 27 KM & 750 HM

In der Mittagshitze starten wir zum 27 Kilometer langen Prolog. Es geht direkt in den ersten Anstieg und wie vorgängig mit Andrin besprochen, gebe ich das Tempo vor. Etwa nach der Hälfte muss ich kurz mal etwas den Fuss vom Gas nehmen. Das leicht übermotivierte Tempo am Anfang hinterlässt seine Spuren und ich muss in Andrins Windschatten schon ziemlich leiden. Ich kann mich aber schnell erholen und mit einem guten Finish werden wir 23. Ein solider Einstand auf der ersten von fast 30 Rennstunden diese Woche.

 

1.Etappe | 98 KM & 2550 HM

Die erste Etappe bringt uns auf fast 100 Kilometer rund um Hermanus. Die Strecke ist physisch und technisch sehr anspruchsvoll und der stürmische Wind macht das Ganze noch schwieriger. Die stetigen Rhythmuswechsel führen dazu, dass ich am Ende etwas eingehe und wir zwei Teams ziehen lassen müssen. Mit einer bis dahin aber konstanten Leistung können wir uns heute mit 13 Minuten Rückstand den 18. Platz sichern und uns auch im Gesamtklassement in die Top-20 vorarbeiten. Das Rennen ist noch lang und es kann und wird noch viel passieren, doch mit heute bin ich zufrieden.

 

2.Etappe | 116 KM & 1850 HM

Die 2.Etappe führt uns über 116 Kilometer abermals rund um Hermanus. Nach einem sehr schnellen Start finden wir uns im ersten langen Flachstück zwischen der Spitzengruppe und der ersten grösseren Verfolgergruppe wieder. Wir entschieden uns, auf die Verfolger zu warten, um nicht zu viel Energie allein im Wind zu verbraten. Dies erweist sich später als clever, denn wir können nach rund 3 Stunden alle Teams einholen, die zu diesem Zeitpunkt mit der Brechstange weiterfuhren. Wir können von da an mit einer gut harmonierenden Gruppe über die Trails und die Schotterstrassen fliegen. Rund 30 Kilometer vor Schluss wird aber aus dieser Gruppe heraus attackiert. Andrin und ich sind nicht so gut positioniert und müssen diese Lücke mit ein paar anderen Teams zuerst zufahren. Ab da wird nochmals so richtig brutal in die Pedale getreten. Auf dem sandigen Untergrund rutscht mir einmal kurz das Vorderrad weg und ich stürze. So ist die Gruppe weg, welche am Ende Rang 14 bis 19 unter sich ausmachen. Wir kämpfen uns etwas entkräftet die letzten 10 Kilometer ins Ziel und werden 20. Im Gesamtklassement sind wir nun 21. mit rund 3 Minuten Rückstand auf Rang 16. Es bleibt also auch nach heute alles nah beieinander.

 

3. Etappe | 100 KM & 2300 HM

Die 3. Etappe ist zugleich die erste Überführungsetappe und führt uns von Hermanus über 100 Kilometer nach Oak Valley. Wir können am ersten Berg mit den allerschnellsten mitfahren, bis sich die Spitzengruppe nach dem ersten Singletrail aufteilte. Die ersten 50 Kilometer sind auch heute eher flach, schnell und sehr arhythmisch. So muss ich auch heute wieder zünftig auf die Zähne beissen, als die schnellkräftigen Cross-Country-Fahrer in den Trails so richtig Gas gaben. Kurz bevor es in den bergigeren Abschnitt geht, müssen wir eine grössere Gruppe ziehen lassen. Jedoch können wir später einige dieser Teams wieder einholen und am Ende zum Teil weit distanzieren. Wir bringen auch heute unseren Rhythmus gut bis ins Ziel und werden 17. mit gut 13 Minuten Rückstand auf die Tagessieger. Im Gesamtklassement sind wir aktuell 19. Gegen vorne sind die Abstände noch sehr klein, gegen hinten konnten wir heute ein gutes Polster rausfahren.

 

4. Etappe | 47 KM & 875 HM (TT)

Heute steht ein 46 Kilometer langes Zeitfahren auf dem Programm. Wir haben Mühe, ein gutes Tempo zu fahren und verlieren verhältnismässig viel Zeit. Die Strecke war auch heute sehr arhythmisch, was mir bekanntlich nicht so gut liegt. Ich hätte noch gut 3 Stunden mit diesem Tempo weiterfahren können, aber eben einfach nicht schneller. Wir werden 25. und verlieren knapp 15 Minuten auf die schnellsten. Im Gesamtklassement behalten wir aber unseren Rang. Morgen folgt die Königsetappe und endlich auch mal etwas längere Anstiege. Auf 102 Kilometer fahren wir von Oak Valley über den berühmten Groenlandberg nach Lourensford. Viele sagen, dass das Rennen morgen eigentlich erst so richtig losgeht.

 

5. Etappe | 102 KM & 2450 HM

Kurz nach dem Start der heutigen Königsetappe öffnete der Himmel alle Schleusen. Bäche kommen uns im Anstieg auf den Trails entgegen, immer wieder fahren wir durch knietiefes Wasser. Früh war klar, dass heute ein Überlebenskampf wird! Wie erhofft kommen wir gut mit am Anstieg zum Groenlandberg und können viele Teams, welche die letzten Tage vor uns waren, distanzieren. Zwischenzeitlich liegen wir sogar mal auf Rang 10, weil ein paar Teams mit Defekten zu kämpfen haben. In der zweiten Rennhälfte wird es zwar trocken, jedoch bleibt die Strecke nach wie vor anspruchsvoll. Erschwerend dazu ist, dass ich hinten keine Bremsbeläge mehr habe, das Wasser und der Sand haben diese wie Schleifpapier komplett abgeschliffen. Wir müssen am Ende noch 3 Teams an uns vorbeiziehen lassen und werden 13. Im Gesamtklassement liegen wir nun auf Rang 18. mit sehr kleinen Abständen gegen vorne - und es bleibt auch die nächsten zwei Tage bergig.

 

6. Etappe | 78 KM & 2300 HM

"Nach gestern kann uns nichts mehr zurückschrecken", habe ich mir gedacht. Als es auch heute wieder wie aus Eimern regnete, stürmte und der Untergrund zum Teil extrem schlammig ist, müssen wir einsehen, dass es auch heute kein angenehmer Tag wird - mal abgesehen von den Strapazen einer 6.Etappe. Ich brauche heute etwas mehr Zeit, bis ich einen guten Rhythmus finde und so können wir uns im ersten Anstieg nicht mehr ganz so weit vorne positionieren wie gestern. Fortan fahren wir das gesamte Rennen allein und erreichen das Ziel als 18. Im Gesamtklassement können wir auf Rang 16 vorrücken und uns gegen hinten mit 15 Minuten Vorsprung absichern.

 

7.Etappe | 80 KM & 2400 HM

Der heutige Rennverlauf lässt sich schnell erklären: wir kommen am ersten Berg mit den allerbesten mit, fahren nachher lange um Rang 8 und müssen im schnellen Finale noch zwei Teams ziehen lassen, sodass wir als 10. die Ziellinie in Val de Vie überqueren. Wir investieren am Ende noch sehr viel, was sich auszahlt: vor der Etappe waren wir im Gesamtklassement 13 Minuten hinter Urs Huber und Simon Schneller, im Ziel liegen wir 1 Minute vor ihnen und werden sogar noch 14. Mit gesamthaft 1 Stunde 55 Minuten Rückstand auf die Sieger.

Somit geht eine verrückte Woche zu Ende. Wir haben uns das grösste Mountainbikerennen der Welt optimal eingeteilt und sind ohne Defekte durchgekommen. Dafür mitverantwortlich ist vor allem auch Stefu, unser Mechaniker, der unzählige Stunden an unseren Bikes gearbeitet hat.

Ich bin stolz auf unsere Leistung und dankbar für dieses Erlebnis und die vielen neuen Erfahrungen. Das Rennen hat mir abermals gezeigt, wo meine Stärken liegen und woran ich noch arbeiten muss. Nun folgt eine längere Rennpause, bevor die Saison auch in der Schweiz lanciert wird. Ich freue mich sehr auf die weiteren Rennen der Saison.

Rangliste

Rennen


27.Februar - 4.März

Andalucia Bike Race

Vor einem Jahr bin ich das sechstägige Rennen in Andalusien zum ersten Mal gefahren. Die kurzweilige Strecke und die hervorragende Organisation hatten mir damals sehr gut gefallen und so wollte ich das Rennen auch dieses Jahr fahren. Da Andrin (Beeli) und ich dieses Jahr zusammen das Cape Epic fahren, ist es eine gute Möglichkeit, uns in Andalusien auf das Rennen in Südafrika vorzubereiten. So machen wir uns einige Tage vor dem Rennen auf die lange Reise in den Süden Spaniens.

 

1. Etappe

So kalt wie heute ist es normalerweise nur an Rennen im Engadin. Bei 0 Grad und eisigem Wind geht es ab dem ersten Meter an voll zur Sache. Die schnellen Starts liegen mir noch nicht so. Ich bin in einem Trail zu Beginn nicht optimal positioniert und werde dadurch im folgenden Anstieg etwas ausgebremst. Die dabei entstandene Lücke können wir, wenn auch mit grossem physischen Aufwand, nochmals schliessen und so sind wir am Ende des ersten langen Anstiegs wieder in der Spitzengruppe. Es folgt ein sehr schlammiger Abschnitt (ähnlich wie in Ornans vergangenen Herbst), wo wir viel Zeit verlieren. Wir müssen die Bikes zum Teil auf dem Rücken tragen, weil die Räder nicht mehr drehen. Fortan habe ich etwas Mühe, wieder ins Rennen zu finden und spüre dazu wieder mal mein Asthma. Als 18. erreichen wir das Ziel mit knapp 10 Minuten Rückstand. Für das erste Rennen der Saison und angesichts der Verhältnisse ist das in Ordnung. 

 

2. Etappe

Auf der 2.Etappe läufts bei mir schon einiges besser. Ich habe keine Probleme mehr mit dem Asthma und auch die Kälte ist ein bisschen besser (trotz der kältesten Nacht des Winters in Spanien ). Ein Sturz von mir nach rund 10 Kilometer kostet uns zwar ein bisschen Zeit und ein paar Positionen, hat aber sonst keine Folgen für mich oder mein Bike. Fortan können wir nochmals einige Positionen gut machen und erreichen das Ziel nach einem sehr schnellen Finale als 10. Auf das Podest verlieren wir knapp 3 Minuten und können uns im Gesamtklassement auf Rang 12 vorarbeiten.

 

3. Etappe

Das Tempo zu Beginn des Rennens ist heute abermals brutal hoch, sodass ich auch heute die ersten 40 Minuten komplett am Limit fahren muss. Trotzdem werden wir von vielen Teams distanziert. Auch die nächsten Kilometer fahre ich immer am Anschlag, bergauf und bergab. Am Ende des längsten Anstiegs setzen leider die Atemprobleme wieder ein und so müssen wir noch einige Positionen hergeben. Im Ziel sind wir dann 16. Das Rennen verlangt mir körperlich und mental sehr viel ab und nach dem guten gestrigen Tag ist es schwierig, das heutige Ergebnis einfach wegzustecken. Etwas anderes bleibt mir aber nicht übrig, denn morgen steht mit dem Zeitfahren die nächste Etappe an. Dieser Sport kann so schön aber auch so brutal und hart sein - das macht es interessant.

 

4. Etappe

Neuer Tag, neues Glück. Und heute läufts doch schon wieder einiges besser. Im gut 30 Kilometer langen und technisch anspruchsvollen Zeitfahren belegen wir den 14. Rang. Ich komme ohne Atemprobleme durch und wir können ein gutes Tempo durchfahren. Zu Beginn fahre ich zwar noch etwas verhalten, denn ich möchte das Asthma nicht überprovozieren. Am Ende können wir aber noch schön aufdrehen und das flache und schnelle Finale mit ein paar Restkörner im Tank in Angriff nehmen. Im Gesamtklassement sind wir weiterhin auf Rang 13.

 

5. Etappe

Nach dem Ende der Neutralisation wurde einmal mehr ab den ersten Metern voll gefahren. Mit 92 Kilometern und rund 2000 Höhenmetern ist es die längste Etappe, die wir in 3:53 zurücklegen . Die vielen Rhythmus-Wechsel machen das Rennen für mich, der lieber längere Anstiege am Stück hat, sehr hart. Besonders hart ist es, weil sich Andrin heute super fühlt und ihm dieses Terrain sowieso sehr liegt. So gleicht das Rennen einem 92 Kilometer langen Cross-Country-Rennen. Ich kämpfe mich aber irgendwie durch und wir werden heute 13. Im Gesamtklassement liegen wir nun auf Rang 12, 90 Sekunden hinter dem 10. Platz. Auf der letzten Etappe werden wir also alles versuchen, um uns noch in die Top-10 zu schieben.

 

6. Etappe

Heute ist wie erwartet nochmals eine sehr schnelle Etappe. Nachdem ich heute früh bereits mit leichten Halsschmerzen aufgestanden bin, hatte ich zu Beginn der Etappe wieder ordentlich zu kämpfen mit dem hohen Tempo. Erst nach rund 30 Minuten finde ich so langsam ins Rennen und kann fortan immer mehr aufdrehen, jedoch immer schön am Anschlag. Wir wissen, dass wir nicht nachlassen dürfen, wenn wir die Top-10 im Gesamtklassement noch erreichen wollen. Am Ende werden wir für unsere Arbeit belohnt : wir werden 10. auf der Etappe und mit 40 Sekunden Vorsprung auch 10. im Gesamtklassement. Auch wenn noch nicht alles immer rund lief ist die Cape Epic Hauptprobe geglückt.

 

Ich kann viel aus diesem Rennen mitnehmen und weiss, woran ich in Zukunft arbeiten muss. Ich weiss aber auch, wo meine Stärken liegen und, dass ich auf dem richtigen Weg bin, um meine Saisonziele zu erreichen.